Obstwiesen und Nistkästen
Steinkauzschutz beim NABU Bonn
Der Hauptschwerpunkt der Aktivitäten der AG Eulenschutz liegt seit Beginn an auf dem ehrgeizigen Steinkauzprojekt. Die kleinste bei uns heimische Eulenart gehörte, wie in vielen ländlichen Regionen Mitteleuropas, auch im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis noch in den 1960er Jahren zu den typischen Charaktervögeln der strukturreichen Ortsrandgebiete, die durch Gärten, Streuobstwiesen und kleine Bachläufe mit vielen Kopfweiden geprägt waren.
Anders als in den mehr flächendeckend besiedelten „Steinkauz-Dichtezentren“, z.B. an der Unteren Sieg und in der Erftniederung mit ihrem immer schon höheren Grünlandanteil, war der Steinkauz hier mit zahlreichen Einzelvorkommen in den weiträumigen Ackerbaugebieten der Bördenlandschaft, meist in Anlehnung an Gutshöfe oder kleinen Ortschaften mit alter Gebäudesubstanz, weit verbreitet. Etwa seit Beginn der 1970er Jahre verzeichneten die ortsansässigen Ornithologen einen dramatischen Rückgang der Steinkauzbestände, den sie vor allem auf die zunehmende Intensivierung des Obstanbaus westlich von Bonn sowie die mangelnde Pflege von Streuobstwiesen und der vielen Kopfweiden entlang der Flussläufe zurückführten. Ab 1980 verschlechterte sich die Situation für den Steinkauz noch rasanter.
Hauptgrund für diese traurige Entwicklung war der dramatische Wegfall der natürlichen Bruthöhlen in alten Obstbäumen und Kopfweiden, so dass sich der Steinkauz nicht mehr fortpflanzen konnte. Hinzu kam, dass viele Grünlandflächen nicht mehr durch Beweidung oder Mahd offengehalten wurden, so dass auch die Nahrungshabitate der auf Mäuse und Insekten spezialisierten Eulenart immer seltener wurden.
In dieser Zeit begann die Gruppe um Peter Meyer und Bernhard Elbing mit der Aufhängung künstlicher Nisthilfen, um dem Verlust an natürlichen Bruthöhlen entgegen zu wirken. Damit einher gingen regelmäßige Maßnahmen zur Verbesserung und Erweiterung der für den Steinkauz geeigneten Lebensräume: Streuobstwiesen wurden gemäht oder mit viel persönlichem Engagement eine erneute Beweidung, vor allem durch Schafe und Pferde, erwirkt.
Nachdem die Erholung der Bestände zunächst nur langsam voranging – die Ausbreitung der Steinkäuze aus den wenigen verstreuten Revieren in die neuen Standorte verlief zunächst eher schleppend. Hinzu kamen einige kalte Winter zu Beginn der 2000er Jahre und die nachfolgenden Phasen der Nahrungsknappheit. Mehr als 2-3 Brutpaare konnten die Eulenschützer in der Region nur selten beobachten.
Erst etwa ab 2005 zeigten die Artenschutzmaßnahmen der AG Eulenschutz an mehreren Standorten zu einer leichten Verbesserung der Situation. An den meisten Standorten hingen mittlerweile etwa 2-3 Nistkästen – Brutröhren und Tageseinstände - die die Käuze zur Auswahl hatten. Seit 2010 lässt sich nun deutlich ein allgemeiner Anstieg der Populationen im gesamten linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis beobachten, die sich erfreulicherweise bis in die heutige Zeit fortsetzt.
Seit 2018 arbeitet die AG Eulenschutz des NABU Bonn eng mit der in Bad Münstereifel ansässigen EGE Eulen zusammen, die ebenfalls schon seit vielen Jahren zahlreiche Steinkauzkästen in der gesamten Region betreut. Durch diesen Zusammenschluss der beiden Gruppen ist ein noch effektiverer Steinkauzschutz im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis möglich. Aktuell sammeln die beiden Verbände jährliche Bestandsdaten an etwa 100 verschiedenen Standorten. Über 50 Brutpaare und mehr als 170 Jungtiere wurden jeweils in den letzten beiden Jahren gezählt.
Die Eulenschützer sehen sich mit ihrem großen Steinkauzprojekt auf gutem Weg, die Populationen in unserer Region durch die weitere Vernetzung der einzelnen Reviere weiter zu stabilisieren und damit die gefährdete Eulenart, die leider in vielen ländlichen Gebieten längst ausgestorben ist, trotz zunehmender Zersiedelung, allgemeinem Flächenschwund und intensiver Landwirtschaft dauerhaft in unserer Feldflur zu erhalten.