Artenvielfalt erhlaten in Kiesgruben und Steinbrüchen
Abgrabungen
Kaum ein Thema ist im Naturschutz so umstritten wie der Umgang mit Abgrabungen. Zur Gewinnung von Baumaterial – allem voran Steinen, Kies und Sand – gräbt sich der Mensch seit Jahrtausenden durch die Landschaft und hinterlässt Löcher, Abraumhalden und Brachland.
Wiesen, Äcker und Wälder, Hügel und Täler und bisweilen auch Ortschaften werden dabei meist unwiederbringlich zerstört. Gleichzeitig entsteht „Natur aus zweiter Hand“. Natürliche Lebensräume, die anderswo durch das Wirken des Menschen vernichtet werden, entstehen hier ganz nebenbei neu.
Vor allem für die Tier- und Pflanzenarten aus den Flussauen sind Kies-, Ton- und Sandgruben bedeutsam geworden. Ihr ursprünglicher Lebensraum – eine durch Überschwemmungen dynamische Flusslandschaft mit ständig wechselnden Wasserläufen, temporären Kleinstgewässern und Kiesinseln – ist heute fast vollkommen aus unserer Landschaft verschwunden. Kreuz- und Wechselkröten, Flussregenpfeifer und Flussseeschwalben, Nelkenhafer und Filzkraut finden heute nur noch in Abgrabungen eine letzte Zuflucht. In Steinbrüchen siedeln dagegen heute Tier- und Pflanzenarten, die sonst nur an bei uns natürlicherweise seltenen Felsen vorkommen würden. So haben Uhu, Wanderfalke, Mauereidechse, Schlingnatter und Felsenbirne eine neue Heimat gefunden.
Das Problem: Die Natur holt sich die "Wunden" in der Landschaft schneller zurück, als uns lieb sein kann. Vor allem Pioniergehölze besiedeln nach kurzer Zeit die Rohböden und Offenflächen. Sie verdrängen die auf besonnte Habitate angewiesenen Arten, die aus ihren vom Menschen zerstörten angestammten Lebensräumen in Kiesgruben und Steinbrüchen eine neue Heimat gefunden haben. Will man die Abgrabungen erhalten, muss man als Naturschützer das Wirken von Auskiesungsunternhemen und Steinbruchbetreibern weiterführen. Das heißt, Flächen müssen mit Baggern und Planierraupen regelmäßig bearbeitet werden, mit Motorsägen werden Bäume entfernt und im Sommer müssen Blühflächen mühsam gemäht werden.
An kaum einer anderen Stelle wird das Spannungsfeld zwischen Naturschutz auf der einen Seite und zerstörerischer Naturnutzung auf der anderen Seite greifbarer. "Gut" und Böse" lassen sich bei der Betrachtung der Auswirkungen von Agrabungen auf die Natur nicht mehr so leicht unterscheiden.
Der NABU Bonn pflegt und betreut einige bedeutende Kiesgruben und Steinbrüche in unserer Region.
NSG Kiesgrube Dünstekoven
Einst ein Krater in der Landschaft zur Rohstoffgewinnung - heute ein bedeutendes Naturschutzgebiet und Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen. Die ehemalige Kiesgrube Dünstekoven ist eines der Hauptprojekte des NABU Bonn.
Basaltsteinbruch Dächelsberg
Der NABU Bonn betreut den Basaltsteinbruch Dächelsberg und die angrenzende Obstwiese im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises seit dem Jahr 1986. Die Magerrasen, Felsen, Wälder und der große Steinbruch-See sind ganz außerordentlich artenreich und in der Region einzigartig.
Bleigrube Laura
Die Abraumhalden von Bleiminen sind Extremlebensräume für eine ganze Reihe hochangepasster Pflanzenarten. In der kleine Erzgrube Laura in Wachtberg-Oberbachem hat sich die Hallersche Schaumkresse eingefunden – der Bestand wird vom NABU Bonn betreut.