Rettung für Streuobstwiesen
Äpfel, Birne und Pflaumen sind mit den Römern nach Mitteleuropa gekommen. Die Menschen begannen damit, die neue Nahrungsquelle im direkten Umfeld ihrer Gehöfte zu pflanzen. Als Flächen nutzten sie die Weiden, auf denen bislang nur ihr Weidevieh stand - die Geburtsstunde der Streuobstwiese.
Um das Wachstum von Gräsern und Kräutern auf den Weiden durch zu viel Beschattung nicht zu behindern, wurden die Obstbäume mit großem Abstand gepflanzt. Auf diese Art und Weise entstand eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die Tierarten aus halboffenen Naturlandschaften eine neue Heimat bot. Vor allem der Reichtum an Höhlen, die der bei Obstbäumen notwendige Schnitt zwangsläufig mit sich bringt, hat neue Lebensräume für Höhlenbrüter wie Steinkauz, Wendehals, Wiedehopf, Gartenrotschwanz und vielen weiteren Tierarten geschaffen. Für diese Kulturfolger wurden die Obstwiesen überlebenswichtig. Mit der Industrialisierung und der Modernisierung der Landwirtschaft verschwanden die Obstwiesen großflächig.
Um den wertvollen Lebensraum Streuobstwiese zu erhalten, pflegen Naturschützer heute die übrig gebliebenen Obstbaumbestände und versuchen sogar, neue Obstwiesen anzulegen. Dabei wird mit der Nutzung historischer Obstsorten auch der kulturhistorische Aspekt gewürdigt. Die Hoffnung ist, dass sich irgendwann wieder mehr Menschen über den Wert von Obst vor der eigenen Haustüre begeistern können und die alte Kulturlandschaft vielleicht wieder eine Renaissance erlebt.
Die Erhaltung von Streuobstwiesen gehört dabei zu den arbeitsreichsten Arbeiten im Naturschutz überhaupt. Obstbäume sind keine "wilden Geschöfe" wie ihre fernen Verwandten im Wald - sie müssen regelmäßig geschnitten werden, um nicht zu vergreisen. Vor allem alte Exemplare neigen zum zusammenbrechen, wenn sie Jahrzehnte nicht gepflegt wurden. Bei starkem Wind können dann große Äste herausbrechen und bringen den Baum in ein Ungleichgewicht - er stürzt um oder stirbt ab.
Früher oder später hat ein Obstbaum aber ohehin sein Höchstalter von 100 bis 150 Jahren erreicht und geht auch ohne Windbruch ein. Auf einer Obstwiese müssen deswegen ständig neue Obstbäume gepflanzt werden, benötigen einen stabilen Verbisschutz gegen Rehe, Rinder oder anderes Weidevieh und bedürfen vor allem in den ersten Lebensjahren viel Pflege. Weitere Arbeiten auf einer Obstwiese sind das Zurückdrängen von Brombeeren, die Mahd der Wiese selbst und nicht zuletzt die Obsternte, zum Beispiel zur Herstellung von Apfelsaft.
Der NABU Bonn pflegt eine ganze Reihe von Obstwiesen mit insgesamt mehr als 150 Obstbäumen:
Streuobstwiese Obere Mühle
Die Obere Mühle in Meckenheim ist ein Relikt vergangener Zeiten und wird als Kulturdenkmal erhalten. Ebenso erinnert die angrenzende Streuobstwiese mit ihren alten Apfel-, Birn- und Pflaumenbäumen an diese fast vergessene Nutzungsform.
Obstwiese Dächelsberg
Im Westen des Naturschutzgebietes Dächelsberg – zwischen dem Basaltsteinbruch und Wachtberg-Oberbachem – liegt eine der schönsten Obstwiesen der Region. Der NABU Bonn hat die Fläche gepachtet und betreut sie zusammen mit dem Streuobstwiesenverein Wachtberg.
Wiesenflächen Brenig
Am Waldrand zwischen Bornheim und Heimerzheim pflegt und entwickelt der NABU zwei Wiesenflächen: Eine alte Obstwiese am Waldrand in der Nähe der Golfanlage Römerhof und ein Weidegrundstück mit Hecken und Obstbäumen in der Nähe der Quarzgrube Brenig.
Obstwiese Oedekoven
Seit 2019 bewirtschaftet der NABU Bonn eine am Ortsrand von Oedekoven liegende 6.700 m² große Obstwiese, die der Gemeinde Alfter gehört. Die Fläche mit vielen alten Obstbaumsorten ist ein idealer Lebensraum für die typischen Bewohner solcher Streuobstwiesen.
Streuobstwiesen Ollheim
Am Ortsrand von Swisttal-Ollheim betreut der NABU Bonn zwei von hohen Hecken umsäumte benachbarte Streuobstgrundstücke mit alten Hochstammbäumen.